Am 08./09.März fand in Oldenburg das ‚Niedersächsische Tierschutzsymposium 2018‘ statt.
Organisiert wird das Tierschutzsymposium in einem zweijährigen Rhythmus vom ‚Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz u. Lebensmittelsicherheit; Tierschutzdienst‘ für Amtstierärzte / Amtstierärztinnen aus dem gesamten Bundesgebiet.
Ein Thema des diesjährigen Tierschutzsymposiums war die Papageienhaltung. Zu diesem Thema hielt unter dem Titel‘ Missstände in der Papageienhaltung erkennen und tierschutzgerechte Zustände herstellen‘ Frau Nadja Ziegler einen Vortrag. Frau Ziegler ist Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft Papageienschutz e. V., eine in Wien ansässige und mit dem Papageienschutz-Centrum Bremen e. V. befreundete Organisation des Papageienschutzes.
Um den Papageienschutz in der Praxis kennenzulernen, wurde im Rahmen des Tierschutzsymposiums am 08.03 eine Exkursion zu dem vom Papageienschutz-Centrum Bremen e. V. betriebenen Fluggehege für geschädigte Papageien durchgeführt. An der Exkursion nahmen 50 Amtstierärzte / Amtstierärztinnen teil wie auch die Vortragende, Frau Ziegler, und Frau Bellmann, Leiterin des von der Arbeitsgemeinschaft Papageienschutz e. V. in Wien betriebenen Papageienheims.
Die im Fluggehege bereit gestellten Informationen über die grundsätzlichen Leiden, die Papageien in der Gefangenschaft zu ertragen haben, wie auch über die Möglichkeiten, Papageien das Leben in der Gefangenschaft durch naturnahe Lebensbedingungen zu erleichtern, wurden von den Amtstierärzten / Amtstierärztinnen mit großem Interesse aufgenommen.
Zudem konnten die Mitarbeiterinnen / Mitarbeitern des Papageienschutz-Centrum Bremen e. V. in vielen Gesprächen aus ihrem täglichen Umgang mit geschädigten Papageien berichten und den Amtstierärzte / Amtstierärztinnen wichtige Informationen über Erkrankungen und Verhaltensstörungen der Papageien geben.
Amtstierärzte / Amtstierärztinnen hätten – so war in den Gesprächen immer wieder zu hören – in ihrem beruflichen Alltag nur selten mit Papageienhaltungen zu tun. Und wenn dann der Fall eintrete und eine Papageienhaltung unter dem Gesichtspunkt des Tierwohls zu beurteilen sei, fehle ihnen häufig das detaillierte Wissen, das notwendig sei, um alle erforderlichen Auflagen erteilen oder Beschlagnahmungen durchführen zu können.
Vor diesem Hintergrund war es wichtig, den Amtstierärzte / Amtstierärztinnen einen umfassenden Einblick in die im Fluggehege praktizierte Papageienhaltung zu ermöglichen und sie – wenn auch nur kurz – direkt zu den Papageien in die naturnah gestalteten Flughallen und in die Schutzhäuser zu führen, die sich in den Flughallen befinden.
In den Gesprächen zeigte sich zudem, dass viele der Amtstierärzte / Amtstierärztinnen die private Papageienhaltung ablehnen, weil sie den Bedürfnissen und Verhaltensweisen nicht gerecht werden kann. Oft wären Beschlagnahmungen die einzige richtige Maßnahme. Beschlagnahmungen ließen sich jedoch aus rechtlichen Gründen häufig nicht einfach durchführen, weil in der Rechtsprechung das Eigentumsrecht immer noch einen höheren Stellwert als das Tierschutzrecht hat. Außerdem stelle sich bei jeder Beschlagnahmung die Frage, wohin mit dem Papagei. Es gäbe viel zu wenig akzeptable Unterbringungsmöglichkeiten für beschlagnahmte Papageien. Ein Problem sei auch, dass private Papageienhaltungen nicht bei den Veterinärämtern gemeldet werden müssten, Amtstierärzte / Amtstierärztinnen folglich auf private Haltungen nur Zugriff hätten, wenn eine Anzeige wegen eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz vorläge.
Aus der Sicht des Papageienschutz-Centrum Bremen e. V. ist es zu begrüßen, dass die Missstände in der Papageienhaltung im Rahmen des ‚Niedersächsischen Tierschutzsymposium 2018‘ überhaupt zum Thema gemacht wurden. Zu hoffen ist, dass die bereitgestellten Information zu einer Sensibilisierung der Amtstierärzte / Amtstierärztinnen für das unsägliche Tierleid in der Papageienhaltung geführt haben und sie die Vorgaben des Tierschutzgesetzes verstärkt gegenüber Papageienhaltern / Papageienhalterinnen durchsetzen.
Entsprechende Maßnahmen von Veterinärämtern finden – wenn es gewünscht wird – immer die Unterstützung des Papageienschutz-Centrum Bremen e. V., sei es durch Beratung oder durch die Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten für beschlagnahmte Papageien. Aber das Papageienschutz-Centrum Bremen e. V. übt auch deutliche, gegebenenfalls auch öffentliche Kritik, wenn Veterinärämter in Papageienschutzfällen untätig bleiben.