Auswahl des Raumes

Räume, die für die Unterbringung von Papageien genutzt werden sollen, müssen eine Größe aufweisen, die es den Papageien ermöglicht, sich fliegend, gehend und kletternd fortzubewegen. Die Räume müssen zudem gut zu belüften, zu beheizen und zu reinigen sein. Außerdem sollte der wassergeschützte Steckdosen aufweisen, z. B. für Nachtlichter. Räume, an die sich eine Außenvoliere anschließen lässt, sollten vorrangig für die Unterbringung von Papageien ausgewählt werden.

Gestaltung des Raumes

Die intensivere Farbwahrnehmung, die bei Papageien gegeben ist, muss Berücksichtigung beim Anstrich der Wände finden. Auf intensive Farben, insbesondere auf die Farbe Rot, sollte unbedingt verzichtet werden. Vielmehr sollten die Wände abwechselungsreich in hellen Pastelltönen bemalt werden. Es sollten Bio-Farben verwendet werden, um die Papageien vor gesundheitsschädlichen Farbausdünstun-gen und Schädigungen zu schützen, falls sie Farbe von den Wänden abnagen sollten.

In den Papageien-Raum muss ein Grundgerüst eingebracht werden, das vorzugsweise aus dickeren Bambusstangen bzw. dickeren Ästen hergestellt werden sollte, die gut zu reinigen sind. An diesem Grundgerüst können Einrichtungsgegenstände befestigt werden, insbesondere die frischen Äste, die Papageien unbedingt benötigen und die regelmäßig ausgetauscht werden müssen.

Grundgerüst aus Bambusstangen, das die stets zu erneuernden Äste trägt

Das Grundgerüst sollte im Raum so hoch angebracht werden, dass die Menschen, die den Raum betreten müssen, sich aufgerichtet unterhalb des Grundgerüstes bewegen können. Papageien zeigen deutlich weniger Stressreaktionen, wenn sie auf Menschen herabschauen können, also nicht zu Menschen hinaufschauen müssen.
Wird das Grundgerüst an der Decke des Raums befestigt, sollten hierzu selbstgefertigte Zöpfe aus Baumwollstoffen (z. B. Bettwäsche) benutzt werden, die zu 100% aus Baumwolle bestehen. Ketten, seien sie aus Metall oder Kunststoff, sind generell ungeeignet, da die Gefahr besteht, dass Papageien sich ihre Krallen bzw. Zehen in den Kettengliedern einklemmen. Auf Ketten aus Metall, insbesondere auf verzinkten Stahlketten, können sich zudem gesundheitsschädliche Ablagerungen bilden.

Herstellung eines Zopfes
Zoepfe-Aeste
Baumwollzöpfe als Aufhängung dickerer Äste des Grundgerüstes
Baumwollzöpfe können auch als zusätzliche Klettermöglichkeiten verwendet werden

Für die Befestigung der Äste sollte naturbelassenes Sisalband verwendet werden. Sehr wichtig ist die Art der Befestigung und die Verknotung des Sisalbandes. Es muss beachtet werden, dass keine Schlingen und Schlaufen entstehen, worin die Papageien beim Klettern mit ihren Krallen bzw. Zehen hängenbleiben könnten. Die an der Verknotung verbleibenden Enden des Sisalbandes sollten unmittelbar hinter dem Knoten abgeschnitten werden.

Sisalband – Sisal ist eine Naturfaser, die aus der Sisal-Agave gewonnen wird.
Richtige Verknotung von Bambusstangen und Ästen

Der Raum sollte verschiedene Flächen aufweisen, die sich zum Abstellen von Futter- und Trinkgefäßen, von Erdschalen, Nisthöhlen und anderen Einrichtungsgegenstände eignen. Diese Flächen können durch das Aufstellen kleiner Tische (z. B. Camping-Tische mit verstärkter Fläche) oder durch das Anbringen von Wandtischen geschaffen werden. Wichtig ist, dass die Flächen gut zu reinigen sind, die Flächen keine Verletzungsgefahren für die Papageien darstellen und sie aus einem Material bestehen, das dem Nagebedürfnis der Papageien standhält. In Eigenarbeit lassen sich derartige Abstellflächen schnell aus handelsüblichen Doppelstegplatten herstellen, deren Kanten durch U-Profile aus Aluminium geschützt werden können.

Papageien in ihren natürlichen Lebensräumen sind täglich viele Stunden mit der Nahrungssuche beschäftigt. In der Gefangenschaft – und auch ein Papageien-Raum ist Gefangenschaft – bekommen die Papageien ihre Nahrung von Menschen serviert. In der Folge leiden die Papageien, die natürlicherweise sehr neugierig sind, schnell an Langeweile, die auch zu Verhaltensstörungen führen kann. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, den Raum für Papageien immer wieder mit immer neuen Beschäftigungsmöglichkeiten auszustatten, z. B.:

  • Unbedruckte und ungefärbte Pappkartons, unbenutzte Eierpappen (Vorsicht! Bei benutzten Eierpappen besteht Infektionsgefahr, z. B. durch Salmonellen) und ungeklebte Naturkorken zum Zernagen,
  • Steinchen, Glasmurmeln, Muscheln zum Betasten durch Schnabel und Zunge
  • Holzklötzchen in verschiedenen Größen aus gesundheitlich unbedenklichem Holz zum Spielen und Zernagen

Plastikspielzeug, Spiegel und Metallgegenstände sind für die Papageien mit Gefahren verbunden und sollten nicht zur Beschäftigung verwendet werden. Noch attraktiver sind Beschäftigungsmöglichkeiten, wenn sie mit dem ‚Erarbeiten‘ von Nahrung verbunden sind und kletternd erreicht wer-den müssen, indem sie an das Grundgerüst oder an Äste gehängt werden, z. B.:

  • angeknackte Walnüsse,
  • in Pappröhren versteckte gesunde Leckerbissen,
  • Obst- und Gemüsestücke (Äpfel ohne Kerngehäuse, rote Kolbenhirse usw.).

Die wichtigste Beschäftigungsmöglichkeit, die den Papageien in der Gefangenschaft zur Verfügung gestellt werden muss, sind immer frische Äste gesundheitlich unbedenklicher Holzarten mit Blättern, Knospen, Blüten und Früchten. Für Papageien ist es eine sehr attraktive Beschäftigung, die Äste zu zernagen, die Rinde von den Ästen abzuschälen und die Blätter, Knospen und Blüten von den Ästen abzuzupfen und zu zerkauen. Beim Benagen der Äste nehmen die Papageien nicht nur wichtige Substanzen aus der Rinde, den Blättern, Knospen und Blüten auf, sie pflegen zugleich ihren Schnabel auf eine natürliche Art und Weise. Verwendet werden sollten Äste unterschiedlicher Dicke, um den Papageien Abwechselung bei der Benutzung ihrer Zehen und Krallen beim Klettern und Sitzen zu bieten. Erreicht wird damit zugleich eine natürliche Art und Weise der Krallenpflege. Wichtig ist, dass die Äste stets frisch sind.

Das Benagen von Ästen ist eine wichtige Beschäftigung für Papageien
besonders beliebt bei Papageien sind frische Äste mit Blüten von gesundheitlich unbedenklichen Bäumen

Da Papageien Höhlenbrüter sind, muss in dem für Papageien eingerichteten Raum eine entsprechende Höhle vorhanden sein. Hierfür kann ein kleines Holzhaus aus unbedenklichem Holz (Maße: 30 x 30 x 30 cm) in Eigenarbeit schnell gebaut oder ein stabiler, unbedruckter und ungefärbter Pappkarton verwendet werden.

Ein Paar Timneh-Papageien im Nistkasten

Außerdem müssen im Raum Nischen geschaffen werden, die den Papageien Ruhe-, Versteck- und Rückzugsmöglichkeiten bieten. Geschaffen werden können solche Nischen durch Schilf- und Bambusmatten (ohne Drahtbindungen).

Reetmatte

Es ist unbedingt darauf zu achten, dass im Papageien-Raum alle elektrischen Installationen, Kabel und Geräte gut geschützt sind, denn für Papageien sind es beliebte Gegenstände zum Benagen.

Schutz elektrischer Installionen und elektrischer Geräte
Futterplatz mit Erdschale, Trinkgefäß und Futtertablett

Der Futterplatz im Papageien-Raum sollte auf einem Tisch bzw. Wandtisch geschaffen werden, der für die Papageien nicht nur fliegend, sondern auch kletternd gut erreichbar sein muss. Vom Grundgerüst sollten deshalb Bambusstangen oder Äste zum Futterplatz führen. Auf der für den Futterplatz vorgesehenen Fläche müssen nicht nur Tabletts für Körnerfutter und für Obst- und Gemüse sowie ein Gefäß für Trinkwasser Platz finden, sondern auch für eine mit lehm- bzw. tonhaltige Erde gefüllte Schale. Die mit Erde gefüllte Schale sollte außerdem noch Grassoden und für Papageien genießbare Kräutermit Wurzeln enthalten. Papageien beschäftigen sich gerne damit, in Erde nach Genießbarem zu suchen. Um die Entstehung von Schimmelpilzen in der Erdschale zu verhindern, darf die Erde nicht mit Wasser angefeuchtet werden. Die verwendete Erde muss naturbelassen sein, also frei von Herbiziden, Fungiziden und sonstigen Giftstoffen sein.

Erdschalen mit verschiedenen Kräutern
Erdschale mit Löwenzahn