Wenn die sommerlichen Temperaturen auf 30 °C und mehr steigen, dann beginnen auch Papageien unter der Hitze zu leiden. Papageien können – wie alle Vögel – nicht schwitzen, also sich nicht über die Verdunstung des Schweißes Kühlung verschaffen.

Bei Papageien erfolgt der Temperaturausgleich in erster Linie über die nicht befiederten Körperteile, also über Beine und Füße, bzw. über die weniger dicht befiederten Körperteile unter den Flügeln, die sie aus diesem Grund bei großer Hitze häufig leicht anheben. Außerdem legen Papageien bei großer Hitze ihre Federn eng an den Körper an. Auf diese Weise verringern sie einerseits ihre Körperoberfläche, so dass ihr Körper weniger Wärme aufnimmt; andererseits verringern sie die wärmeisolierende Luft, die im und durch das Gefieder gehalten wird, so dass die Körperwärme leichter abfließen kann.

Wenn den Papageien diese Maßnahmen keine ausreichende Kühlung mehr bringen, beginnen sie, sich Kühlung durch die Verdunstung von Körperflüssigkeit zu verschaffen: Sie öffnen den Schnabel und Hecheln. Hierbei verdunstet Körperflüssigkeit über die Schleimhäute an Zunge und Rachen. Durch das Hecheln wird die eingeatmete Luft zudem schneller und häufiger bewegt , so dass der Verdunstungseffekt stärker wird und mehr Wärme abgegeben werden kann.

Um Papageien in der Gefangenschaft das Leben bei anhaltend hohen Temperaturen zu erleichtern und um sie vor gesundheitlichen Schädigungen durch Überhitzung zu schützen, sollte insbesondere dafür Sorge getragen werden, dass

  • sie nicht der direkten Sonneneinstrahlungen ausgesetzt sind, sondern sie sich dauerhaft im Schatten aufhalten können,
  • ihre Versorgung mit frischer Luft gewährleistet ist,
  • ihnen ständig frisches Trinkwasser zur Verfügung steht,
  • ihnen ständig eine Möglichkeit zum Baden zur Verfügung steht,
  • sie täglich mehrmals – und in kritischen Situationen – mit frischem Wasser angesprüht werden oder
  • die Möglichkeit haben, sich beregnen zu lassen.

Schattierung

Eine Schattierung ist wichtig, wenn Papageien in Außenvolieren oder in Räumlichkeiten gehalten werden, die mit Doppelstegplatten oder Glas bedeckt sind, wie z. B. Wintergärten, Gewächshäuser usw.. Für die Schattierung können künstliche Materialien, wie z. B. Sonnensegel, Sonnenschirme oder Markisen eingesetzt werden. Besser ist es jedoch, wenn für die Papageien auf natürliche Art und Weise Schattenplätze geschaffen werden.

Schatten auf natürliche Weise schaffen durch Bäume und Sträucher

Die einfachste Möglichkeit für Schatten zu sorgen, besteht darin, den sommerlichen Lebensraum für Papageien dort zu gestalten, wo schon eine natürliche Schattierung gegeben ist, z. B. unter hohen Bäumen oder unter hohen Sträuchern. Sind keine Bäume und Sträucher vorhanden, sollten – wenn die Möglichkeit z. B. durch einen eigenen Garten gegeben ist – schnell wachsende Bäume und Sträucher angepflanzt werden, um sich einen zukünftigen Schattenplatz zu schaffen. Ist der sommerliche Lebensraum baulich fixiert, seine Position also nicht zu verändern, wie z. B. Wintergärten, Schutzhäuser mit Außenvoliere, große Gewächshäuser usw. sollten entlang dieser Baulichkeiten schnell wachsende Bäume und Sträucher angepflanzt werden, um ein schattenspendendes Blätterdach für den sommerlichen Lebensraum der Papageien zu schaffen.

Schattenspenden Bäume und Sträucher können auch in die Außenvolieren und in die Gewächshäuser hineingepflanzt werden. Durch die Blätter entstehen angenehme Schattenplätze, die – wie es auch in unseren Flughallen zu beobachten ist – in der Sommerhitze gerne von den Papageien aufgesucht werden. Zusätzlich entstehen am Boden Schattenplätze, wo sich Papageien auch sehr gerne aufhalten, vorausgesetzt der Boden ist naturbelassen und attraktiv für Papageien gestaltet, z. B. durch die Bepflanzung, durch Baumstämme oder durch dicke Äste.

Schatten auf natürliche Weise schaffen durch Rankpflanzen

Eine besonders effektive Art und Weise für Schatten zu sorgen, ist die Berankung des sommerlichen Lebensraumes der Papageien. Sehr geeignet als Rankpflanzen sind Wein und Hopfen, die beide – um sich ausbreiten und ihre schattenspende Wirkung optimal entwickeln zu können – Rankgitter benötigen. Bei Außenvolieren kann die Verdrahtung als Rankgitter dienen. An Wintergärten, Gewächshäusern oder an Außenvolieren, die mit Doppelstegplatten geschützt sind, müssten Rankgitter angebracht werden. Um eine optimale Schattierung zu erreichen sollten die Rankgitter so gewählt werden, dass die Ranken des Weins und des Hopfens sich großflächig in die Breite und die Höhe ausdehnen können.

In den Flughallen des Fluggeheges des Papageienschutz-Centrum Bremen e. V. kommen beide Rankpflanzen zum Einsatz. Sie wachsen in den Hallen und ranken sich an der Verdrahtung in die Höhe. Beide Pflanzen treiben im Frühling sehr schnell aus und bilden Ranken, die eine Länge von 6 m und mehr erreichen. Währen der Wein durch die starke Verzweigung seiner Ranken und seinen langstieligen Blättern eher einen lichten Schatten schafft, sorgt der Hopfen durch die Vielzahl seiner stark beblätterten Ranken teilweise für eine derart dichte Blätterschicht, dass sie vom Sonnenlicht nicht mehr durchdrungen wird.

Für die Schattierung sollten unbedingt gegen Pilzbefall (z. B. Mehltau) resistente Hopfen- und Weinsorten angepflanzt werden. In den Flughallen des Fluggeheges wurde u. a. die sehr pilzresiste rote Weinsorte ‘Regent’ angepflanzt.

Nicht genutzt werden sollte der sogenannte ‘Wilde Wein’ (Parthenocissus quinquefolia), der mit dem kultivierten Wein biologisch nur entfernt verwandt ist. Alle Pflanzenteile, insbesondere die Beeren des ‘Wilden Weins’, enthalten hohe Mengen Oxalsäure .

Die Wirkungsweise der natürlichen Schattierung

Die natürliche Schattierung durch das Laub von Bäumen, Sträuchern und Rankpflanzen blockiert die Sonneneinstrahlung und sorgt dadurch für eine geringere Erwärmung der Luft und des Bodens im Bereich des Schattens. Aber die natürliche Schattierung sorgt nicht nur für eine geringere Erwärmung, sondern für eine wirkliche Abkühlung.

Durch die Sonneneinstrahlung verdunstet das in den Blättern enthaltene Wasser durch winzige Öffnungen (‘Stomata’) auf der Blattoberfläche, die Blätter ‘transpirieren’. Die Verdunstung erfordert Wärmeenergie, die der Umgebungsluft entzogen wird, die auf diese Weise abkühlt. Zudem steigt die Luftfeuchtigkeit in der unmittelbaren Umgebung. Die Pflanzen schützen sich auf diese Weise vor Überhitzung. Das für diesen Verdunstungsprozess notwendige Wasser saugen die Pflanzen durch ihre Wurzeln aus dem Boden. Enthält der Boden zu wenig Wasser, vertrocknet die Pflanze in der Sonnenhitze.

Die durch das Laub von Bäumen, Sträuchern und Rankpflanzen entstehende Verdunstungskühle ermöglicht es, für Papageien auch bei großer Hitze eine angenehme Lebensumgebung zu schaffen. Unter den Blättern der Bäume, Sträucher und Rankpflanzen entsteht ein Mikroklima mit angenehmen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit.

Verdunstungskühle durch technische Mittel – beregnen und besprühen

Die natürliche Entstehung von Verdunstungskühle durch Bäume, Sträucher und Rankpflanzen kann auf einfache Weise durch technische Mittel verstärkt werden, in dem die in der Lebensumgebung der Papageien wachsenden Pflanzen – und die Papageien selbst – regelmäßig beregnet oder besprüht werden.

Werden die Papageien beregnet – was aber nicht alle Papageien mögen, verdunstet das Wasser durch ihre Körperwärme auf ihrem Gefieder. Hierdurch entwickelt sich die wohltuende Verdunstungskühle unmittelbar auf ihrem Körper (vergleichbar mit dem ‘Schwitzen’).

Für die Installation einer einfachen Beregnungsanlage in Außenvolieren, Gewächshäusern oder Wintergärten ist die handelsübliche Technik ausreichende, die für die Gartenbewässerung angeboten wird. Hierbei muss jedoch beachtet werden, dass derartige Anlagen die Neugier der Papageien wecken. Schläuche und Sprühdüsen werden schnell zerbissen oder zu zernagt. Lässt sich die Anlage nicht ausreichend schützen, sollten für die Anlage Rohre aus ‘bissfestem’ Kunststoff verwendet werden. Auf Zink- oder Kupferrohre sollte unbedingt verzichtet werden, da beide Metalle unter Einwirkung von Wasser und Luft giftige Substanzen bilden.

Sollte die Installation einer Beregnungsanlage nicht möglich sein, sollten Pflanzen und Papageien regelmäßig mittels eines Gartenschlauchs oder auch mittels eines leistungsfähigen Drucksprühgerätes besprüht werden.

Welche technischen Mittel auch immer benutzt werden, um Verdunstungskühle zu erzeugen, es sollte – zum Schutz der Papageien und der Pflanzen – unbedingt sauberes Wasser benutzt werden, entweder Leitungswasser oder sehr gut gefiltertes Grundwasser.

Leben Papageien in überdachten Außen-volieren, Gewächshäusern oder Winter-gärten, ist die Beregnung der Dächer ein wirksames Mittel zur Verdunstungskühle, die im Inneren der Räumlichkeit zu einer spürbaren Absenkung der Temperatur führt. Sinnvoll ist es, in diesen Fällen einen Wasserkreislauf zu konstruieren und das Wasser, das nicht verdunstet, aufzufangen und wieder in die Dachberegnungsanlage einzuleiten.

Foto: Beregnung auf dem Dach einer Flughalle unseres Fluggeheges.

Schatten und Kühlung in Papageienräumen

Auch in Papageienräumen muss wenn eine direkte Sonneneinstrahlung gegeben ist – für eine Schattierung gesorgt werden. In der Regel kommen hierfür weniger Pflanzen in Frage als technische Hilfsmittel, die die Sonneneinstrahlung durch die Fenster blockieren. Hierzu eigen sich Außenmarkisen, Jalousien oder einfach die Verhängung der Fenster mit Laken. Wichtig ist, dass die Räume gut und richtig belüftet werden: Während der heißen Tageszeit sollten die Fenster geschlossen bleiben, während der Tageszeiten mit niedrigeren Temperaturen sollten die Fenster geöffnet sein (Zugluft muss allerdings vermieden werden!). Um die in den Räumen lebenden Papageien vor Gefahren von außen zu schützen und um zu verhindern, dass sie wegfliegen, müssen die geöffneten Fenster immer mit einer Verdrahtung gesichert sein.

Eine Kühlung der Papageienräume lässt sich nur durch technische Hilfsmittel erreichen. Ein wirksames Mittel ist die Befeuchtung großflächiger Tücher (z. B. Bettlaken), die in den Papageienräumen aufgehängt werden. Die Feuchtigkeit verdunstet. Durch die entstehende Verdunstungskühle sinken die Raumtemperaturen, durch die Verdunstung der Feuchtigkeit erhöht sich zugleich die Luftfeuchtigkeit. Wichtig ist, dass die Laken dauerhaft feucht gehalten werden.

Eingesetzt werden können auch Ventilatoren. Sie kühlen aber nicht die Luft, sondern sorgen nur für eine bessere Luftzirkulation, so dass es in den Räumen nicht zu Hitzestaus kommt. Wird aber der Ventilator hinter fechten Laken platziert, sorgt er für die Verteilung der Verdunstungskühle und der Luftfeuchtigkeit im Raum.

Beim Einsatz eines Ventilators muss unbedingt beachtet werden, dass die Papageien nicht direkt dem vom Ventilator erzeugten Luftstrom ausgesetzt sind und sie dem Ventilator nicht so nahe kommen können, dass sie sich verletzten könnten.

Eine weitere technische Möglichkeit für die Kühlung in einem Papageienraum zu sorgen, ist der Einsatz von Kühlungsgeräten. Sie saugen die warme Raumluft an und pressen sie durch ein feuchtes Material. Durch die auf diese Weise erfolgende Verdunstung der Feuchtigkeit wird Kühle und Luftfeuchtigkeit erzeugt. Kühlungsgeräte mit eingebautem Ventilator sorgen zu dem für eine bessere Verteilung der Kühle und Luftfeuchtigkeit im Papageienraum.

Unabhängig von technischen Hilfsmitteln, die im Papageienraum zum Einsatz kommen, ist es unerlässlich, den dort lebenden Papageien Bademöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Das Baden bereitet den Papageien nicht nur Erfrischung und Abkühlung, es unterstützt auch ihre Gefiederpflege.