Ausgesetzt und ausgehungert

An einem Freitag, Mitte Juni 2018, erhielten wir um ca. 21.45 Uhr einen Anruf von der Polizei mit der Bitte, einen gefundenen Graupapagei sofort aufzunehmen.

Der Graupapagei hatte sich am Abend vor einem Wohnungsfenster niedergelassen und durch Klopfen an der Fensterscheibe den Bewohner der Wohnung erheblich erschreckt. Der Bewohner holte den Graupapagei in die Wohnung und verständigte die Polizei.

Den sehr geschwächten und verängstigten Graupapagei übernahmen wir dann gegen 22.15. Uhr und brachten ihn in unserem Quarantäneraum unter, den wir noch schnell mit frischen Ästen ausgestattet hatten.

Nachdem wir den Graupapagei, der vor Erschöpfung immer wieder die Augen schloss, vor das Futtertablett gesetzt hatten, öffnete er die Augen und dann aß und trank er ohne Pause! Anschließend, zwar noch etwas wackelig auf den Beinen, kletterte er langsam auf einen Ast, legte seinen Kopf ins Gefieder und wollte nur noch schlafen.

Da die fachtierärztliche Untersuchung positiv ausfiel, konnten wir ‚Pancho‘ – so hatten wir ihn mittlerweile genannt – in die Flughalle der Graupapageien bringen. ‚Pancho‘ kannte ja Bäume und Büsche und integrierte sich schnell in den Schwarm der Graupapageien.

Inzwischen hat er auch gelernt, dass Obst und Gemüse essbar sind und man nicht unbedingt Walnüsse aus den Schnäbeln anderer Graupapageien ‚stibitzen‘ sollte.

In den vergangenen sechs Monaten gab es beim Papageienschutz-Centrum Bremen e. V.  zwar einige Anfragen von Papageieneigentümern, deren Papageien entflogen waren, aber keine dieser Anfragen bezog sich auf ‚Pancho‘.

Auch bei der Polizei oder dem Bremer Tierheim gab es keine entsprechenden Anfragen. Wir gehen davon aus, dass ‚Pancho‘ ausgesetzt worden ist. ‚Pancho‘ ist nun in das Eigentum des Papageienschutz-Centrum Bremen e. V. übergangen.

‚Pancho‘ hat in unserem Fluggehege nun ein gutes Leben. Wir hoffen natürlich, dass es Menschen gibt, die uns hierbei unterstützen werden. Wer also für ‚Pancho‘ eine Patenschaft übernehmen möchte – herzlich gerne, wir würden uns sehr freuen! Eine Papageien-Patenschaft kann selbstverständlich auch verschenkt werden.